SERIE:

Lieblingsstücke

Unsere Mitarbeiter stellen ihre Lieblingsexponate aus dem Bayerischen Brauereimuseum vor.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums unseres Bayerischen Brauerei Museums freuen wir uns, eine besondere Artikelserie zu präsentieren. In dieser Serie stellen wir Ihnen die Geschichten und Lieblingsstücke unserer Museumsmitarbeiter und ehemaligen Mitarbeiter vor. Die Mitarbeiter stellen die persönlichen Hintergründe ihrer Lieblingsstücke und die faszinierenden Geschichten dahinter vor. Erfahren Sie mehr über die Schätze unseres Museums durch die Augen derjenigen, die täglich daran arbeiten, unser kulturelles Erbe zu bewahren und zugänglich zu machen. 

Sabine Hacker

Zum Abschluss der kleinen Jubiläumsreihe „Lieblingsstücke“, als Homage an „30 Jahre Bayerisches Brauereimuseum Kulmbach“ und dessen „altgediente Mitarbeiter“, soll es noch etwas Besonderes geben – so, wie bei einem guten Feuerwerk am Ende das brillante Finale bezaubert. Nach ihrem „Lieblingsstück“ befragt, antwortet Sabine Hacker, die gute Seele unzähliger museumspädagogischer Kinderaktionen, aus dem Stand und völlig überraschend: „Mein Sebastian“. Es geht um Sebastian Hacker, den „Sebbo“,  Diplombraumeister in der Gläsernen Brauerei des  Bayerischen Brauereimuseums, Hüter all der exzellenten Museumsbiere  und Sohn von Sabine Hacker, die seit über eineinhalb Jahrzehnten begeistert als Museumsführerin tätig ist, zunehmend mit Schwerpunkt auf Kinderpädagogik.

Eine schöne Idee – und die Geschichte, die sie dazu erzählt, eine nicht alltägliche: „Mein Sohn und ich hatten uns gleichzeitig aufgemacht in `die Welt des Bieres´. Sebastian hat sein Braumeisterstudium in Weihenstephan begonnen und ich meine `Lehre`als Mitarbeiterin im Bayerischen Brauereimuseum. Sebastian hat ein Praktikum in der Kulmbacher Brauerei absolviert und anschließend bei Paulaner in München, ich das meine bei Martin Ständner, dem pädagogischen ´Kaderschmied´ der Museen im Kulmbacher Mönchshof.“

An ihre Anfangszeit im Kulmbacher Mönchshof erinnert sie sich noch gut: „Martin hat mir einen Ordner mit Texten von Sigrid Daum in die Hand gedrückt, anhand derer ich mich in die unterschiedlichen Aspekte der Bierkultur einarbeiten konnte. Wenn ich dazu noch tiefergehende Fragen hatte, ging ich damit zu meinem Sohn.  Außerdem nahm ich fleißig an  Museumsführungen anderer Mitarbeiter teil, bis ich schließlich meine erste eigene wagte – eine kleine Gruppe mit vier Personen.“

Für Sabine Hacker hat vor allem  die gute Gemeinschaft im bewährten Team einen hohen Stellenwert und, dass ihre Aufgaben so vielseitig sind: „So bleibt es immer spannend“.

Museumsleiter Bernhard Sauermann hat viel Freude daran, wenn er sieht, wie Sabine Hacker in ihren vielfältigen Tätigkeiten mit Begeisterung im Museumsalltag förmlich aufgeht: „Ihr Favorit sind die ´Kindergeburtstage´, die sie mit ihrer Kollegin Annelies Zapf mit viel Herzblut betreut. Man spürt, dass ihr der Umgang mit Menschen, insbesondere mit Kindern, außerordentlich viel Spaß macht.“

Zwei, die sich aufmachten in „die Welt des Bieres“, Sabine Hacker mit ihrem Sohn Sebastian, der ihr ganz persönliches „Lieblingsstück“ im Brauereimuseum ist. Foto: Sigrid Daum-Sauermann

Das Lieblingsstück

Erste berufliche Sporen verdiente sich Sebastian Hacker in der kleinen Wirtshausbrauerei „Zum Gründla“ im Kulmbacher Ortsteil Metzdorf.

Schon bald überzeugte er mit großem fachlichen Geschick und einer guten Portion Experimentierfreude. Dies blieb auch Bernhard Sauermann nicht lange verborgen und als die Gläserne Museumsbrauerei schließlich rief, konnte der junge Brauexperte nicht widerstehen.

Diplomiert hat er in Sachen „Hefe“, die Auswirkungen von deren Lagerung hinsichtlich ihrer Funktionalität und Lebendigkeit untersucht – heute das entscheidende Quäntchen Wissensvorsprung, wenn es darum geht, Bierqualitäten über Gärverläufe zu optimieren.

„Besonders beeindruckt hat mich während meines Studiums Prof. Dr. Ludwig Narziß, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Experten vor allem in Bezug auf  Brauereitechnik und -wissenschaft. Er war seinerzeit Inhaber des Lehrstuhls für Technologie Brauerei I der Technischen Universität München in Weihenstephan und stand mir bis zum Ende seiner Tage mit Rat und Tat gerne zur Seite, wenn ich mal wieder an einer ausgefallenen  Biersorte herumtüftelte.“

Und aufgepasst hat er gut bei Prof. Dr. Narziß, denn virtuos setzt er sein Wissen seit Mitte 2017 zum Wohle der Museumsbrauerei und ihrer zahlreichen Besucher ein. Mit Feuereifer berichtet er dort von seiner anspruchsvollen Tätigkeit, von außergewöhnlichen Experimenten und vor allem von seiner Liebe zum Bier.

 

Und seine Begeisterung springt über, nicht nur auf die „alten Hasen“ im Braugeschäft, sondern auch auf allerlei „Jungvolk“, die sich bei zahlreichen Aktionen und Seminaren um seinen Rat bemühen. Seine bemerkenswerten Kompositionen sprechen dabei für sich: „Rote Hilde“ – ein rotes Pils im Gedenken an Hildegard von Bingen – „Imperial Stout“, – ein schokoladig-dunkles, schweres Bier nach englischer Art, „Grand Hélèn“ – ein dunkles Märzen, zu Ehren seiner Tochter Helene, um nur einige wenige zu nennen. Biere, die Geschichte erzählen und auch Geschichten. Alles streng nach dem bayerischen Reinheitsgebot, experimentiert wird mit verschiedensten Malzen, Hopfen und Hefen – bei jedem Sud geht es erneut um´s Ganze.

Bernhard Sauermann schätzt seinen Braumeister sehr: „ Sebastian Hacker ist ein erstaunlicher Dompteur all der köstlichen Hefen, Hopfen und Malze, die die Natur und menschlicher Erfindungsreichtum zum spektakulären Einsatz für exzellente kulinarische Gaumenfreuden bereithalten. Er trägt eine außergewöhnliche Lebendigkeit in den Brauprozess ein, die das Bier letztlich zum Leben erweckt, jeder Sorte ihren ganz persönlichen Charakter verleiht. Er lebt seine Biere! So ist er selbst zum Exponat geworden, einem etwas eigenwilligen Faktotum fränkisch liebenswerter Art, das in der Lehr- und Versuchsbrauerei des Bayerischen Brauereimuseums seine Heimat gefunden hat, wohl wie kaum ein anderes.“ Der begnadete Biersommelier Martin Ständner bringt es kurz und prägnant auf den Punkt: „Sebastian kann einfach „saugut“  Bierbrauen.“

Und das macht den kleinen, eher feinen Unterschied zu vielen anderen Museen: im Bayerischen Brauereimuseum wird Geschichte gelebt, das historische Wissen lebendig in die Gegenwart transportiert. Das Herzstück ist dabei die gläserne Sudpfanne der Museumsbrauerei, die den Brauprozess in einzigartiger Weise transparent werden lässt.

Hackers aktuellste Kreation ist das Jubiläumsbier zum „30-Jährigen“ des Bayerischen Brauereimuseums – in Anlehnung an das berühmte dunkle und vor allem süße Exportbier der Kulmbacher Brauereien zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Zuckercoleur wie damals, konnte selbstverständlich nicht verwendet werden, aber mit einem speziellen dunklen und ausgesprochen süßem Malz in Verbindung mit einem echten Saazer Hopfen aus Saaz dann doch ein beachtenswertes Ergebnis erzielt werden. Der Geschmack überrascht, und wem´s nicht schmeckt, der kann gerne mit einem ordentlichen Schluck des beliebten „Urtyps“ seinen Gaumen wieder „neutralisieren“ – direkt am Lagertank, in der „Probierschluckecke“, aus der Hand von Braumeister Hacker, jeden Tag von 10.00 bis 17.00 Uhr, außer montags, denn da ist Ruhetag.

„Ein Hoch dem edlen Gerstensaft und ein ebensolches auf Sabine Hackers Lieblingsstück und all seine beruflich gleichgesinnten Weggefährten. Bier seit Jahrtausenden – ein uraltes, wie ewig junges Kulturgeschenk – und Bier für Jahrtausende, das ist unsere Mission“, resümiert Museumsleiter Bernhard Sauermann zum Abschluss.

Da bleibt nur noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag, dem Bayerischen Brauereimuseum im Kulmbacher Mönchshof.

Das Jubelbier scheint gut gelungen – Marftin Ständner, Sebastian Hacker und Bernhard Sauermannsichtbar fröhlich beim Zwickeln im Lagerkeller der Gläsernen Museums-Brauerei. Foto: Sigrid Daum-Sauermann