Nicht nur das Bayerische Brauereimuseum feiert 30jähriges Jubiläum, sondern auch zwei Mitarbeiter, die bereits vor der offiziellen Eröffnung im September 1994 das Museum mit „zum Laufen gebracht haben“: Martin Ständner und Annelie Zapf. Sie halten beide „ihrem Museum“ noch immer die Treue.
Begonnen haben beide an der Museumskasse, um die Besucher zu beraten und den Eintritt zu kassieren. Nach intensiver Einarbeitung kam ein neues Aufgabengebiet dazu: Führungen durch die anfangs räumlich noch überschaubare 1. Abteilung des Museums unter dem Motto „Die Kunst des Bierbrauens“ auf ca. 450 Quadratmeter.
Mit der Zeit wurden weitere Abteilungen angegliedert und das Areal im Mönchshof erweitert um das Bayerische Bäckereimuseum und das Deutsche Gewürzmuseum. Auch in diesen ernährungsaffinen Spezialmuseen fassten die beiden schnell Fuß und führten kulturhistorisch interessiertes Publikum fachkundig durch die spannenden Geschichten.
Beide hatten beruflich eigentlich vorher „was ganz anderes gemacht“. Den Reigen der Museumsmitarbeiter, die „Ihr Lieblingsstück“ vorstellen, führt nach Museumsleiter Bernhard Sauermann heute Annelie Zapf fort – Martin Ständner folgt in Teil 3.
Annelie Zapf war ursprünglich Schnittdirektrice bei Hensel und Mortensen, übte ihren Beruf jedoch nicht mehr aus, um sich um ihre 3 kleinen Kinder zu kümmern. Als die jüngste zwei Jahre alt war, also „aus dem Gröbsten raus“, und sie Lust hatte, wenigstens am Wochenende ihre Erziehungsverantwortung an Mann und Eltern abzugeben, wandte sie sich an die damalige Eventmanagerin der Reichelbräu Sigrid Daum, von der sie wusste, dass „die immer mal Leute für verschiedene Veranstaltungen der Brauerei suchte“. Daraufhin verstärkte Annelie Zapf zunächst einige Male das „Eventteam des Reichelbräu-Kinderlands“ bei Brauerei-Touren mit Antenne Bayern, wurde dann aber von Sigrid Daum, die ebenfalls zuständig war für den Aufbau eines Brauereimuseums im Mönchshof, für dieses Projekt angeworben: „Der 15. Juni 1994 war mein erster Arbeitstag, das weiß ich noch genau. Genau erinnere ich mich noch an die aufregende Zeit des Aufbaus. Ich habe immer gerne hier gearbeitet, es war so ein guter Zusammenhalt im Team – das Museum hat mein Leben begleitet, ich möchte es nicht missen.“
Weiterbildung – Spezialisierung
Die Entwicklung der Museenlandschaft brachte auch eine Entwicklung der Tätigkeitsfelder für die beiden Mitarbeiter mit sich. Annelie Zapf schulte sich weiter, um restauratorische Arbeiten übernehmen zu können und spezialisierte sich für museumspädagogische Kinderaktionen. Zusammen mit ihren Kollegen Sabine Hacker und Hans-Dieter Herold betreut sie die jüngsten Museumsbesucher bei Kinderaktionen wie „der kleine Bäckermeister“ oder „Wassergeflüster“, bei denen die Kinder spielerisch an lehrreiche Museumsthemen herangeführt werden und mit großer Begeisterung in den Museen und dem Museumspädagogischen Zentrum selbst tätig werden können: „Der Renner sind unsere Kindergeburtstage, bei denen wir mit den Kindern Brötchen backen, die wir dann bei der Geburtstagsfeier mit großem Genuss verspeisen.“
Museumsleiter Bernhard Sauermann ist froh über diese treuen Wegbegleiter: „Solche Mitarbeiter wünscht man sich. Seit 30 Jahren tragen Sie unser Projekt und sind mit uns durch Dick und Dünn gegangen. Sie waren sich keiner Arbeit zu schade und haben immer dort zugelangt, wo sie gebraucht wurden. Den stetigen Erfolg unserer expandierenden Museumsanlage haben wir zum großen Teil auch ihnen zu verdanken und die Ehrungen, die wir in den letzten Jahren von Bund und Land erfahren haben, haben sie beharrlich mit erarbeitet.“
Lieblingsexponate
Im Laufe der Jahre haben die beiden Jubilare eine besonders enge Beziehung zu den Museen und den Exponaten aufgebaut. Annelie Zapf, weil sie viele der Preziosen selbst mit restauriert hat und Martin Ständner, weil ihn Bierbrauen in all seinen Facetten seit jeher fasziniert.
Heute verraten Sie, welches ihr Lieblingsexponat ist. Die Allrounderin Zapf hat eigentlich mehrere Lieblingsstücke, entscheidet sich aber schließlich für ein Jugendstil-Blechschild der Mönchshof-Bräu, dass neben einem Mönch in einem Gewölbe auch zahlreiche Medaillen zeigt, mit denen die Produkte der bereits seinerzeit bedeutenden Kulmbacher Export-Brauerei einst ausgezeichnet wurden: „Es fasziniert mich, dass die Brauerei schon um 1900 so große Erfolge weltweit errungen hat.“
Zum Exponat
Zum Exponat weiß Museumsleiter Bernhard Sauermann einiges zu sagen:
„Es war die Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende, als sich mit fortschreitender Industrialisierung der jahrhundertealte Verkäufermarkt rasant in einen massengetriebenen Käufermarkt wandelt – die Geburtsstunde der Werbung! Aus dieser `Zeit des großen Aufbruchs`stammt das Blechschild. Für die Außenwerbung verwendete man gerne Tafeln aus Glas, Emaille oder einfach nur bedrucktes Blech. Durch Wind und Wetter gebeutelt, von Rost zerfressen, sind nicht mehr viele dieser beliebten Sammlerobjekte auf den Tag gekommen. Alle haben sie ihre Geschichte. Das Lieblingsstück von Annelie Zapf eine ganz besondere.“
Wie das Schild zu ihm fand:
„Nachdem im Jahre 1998 im Zuge des Umbaus zum Lebensmittelkulturzentrum die alten hölzernen Malzsilos der damaligen Mönchshof-Bräu über vier Etagen rückgebaut wurden, stellten wir seinerzeit schmunzelnd fest, dass die vielen kleinen Fugen und Löchlein im hölzernen Gewände mit allerlei damals wohl nutzlosem Krimskrams verstopft, verklebt und vernagelt waren, um den ungeregelten Austritt der winzigen Malzkörner nachhaltig zu verhindern. Eine auf diese Weise verarbeitete Blechplatte, von innen ans Silo genagelt, weckte mein Interesse. Vorsichtig wurden die Nägel entfernt – und, welche Überraschung: auf seiner Kehrseite entpuppte sich der schmucklose Blechstreifen als ein farbenprächtiges Jugendstil-Werbeplakat der frühen Mönchshof-Bräu, das in seiner Einzigartigkeit dem Sammlermarkt bisher nicht bekannt war.
Die Freude über diese spektakuläre Entdeckung war riesig und wurde durch die Erkenntnis getoppt , dass die aufgedruckten Preismedaillen samt und sonders mehr als 100 Jahre als Originale im Tresor des wohlsortierten Mönchshof-Archivs eine Weltwirtschaftskrise, zwei Weltkriege und (vor allem!) ein ganzes Wirtschaftswunder unbeschadet überdauert hatten. Als Konvolut zur Ausstellung gebracht, dürfte diese kleine Inszenierung in ihrer historischen Dokumentationsqualität heute sicherlich unangefochten ihresgleichen suchen.
Damals wird in ganz Europa zunehmend die Bedeutung von Messen als Instrument regionaler Wirtschaftsförderung erkannt. Es wurde üblich, seine Produkte einem Fachpublikum vorzustellen und prämieren zu lassen. Diese Auszeichnungen dienten dem Imagegewinn und ließen sich bestens zu Werbezwecken nutzen, wie auf unserem Schild. Es zeigt auf der linken Seite einen Mönch vor einem gotischen Gewölbe in einem Jugendstildekor-Rahmen. Er hält einen Bierkrug mit Schaumkrone in der rechten Hand, die linke Hand genüsslich zum Munde führend. Rechts neben ihm steht eine Bierkanne am Boden – der Nachschub scheint gesichert. Die rechten zwei Drittel des Schildes nimmt der Schriftzug ´Mönchshof-Bräu Kulmbach´ in Anspruch, der von einem Reigen verschiedenster Medaillen umgeben ist. Diese Münzen zeigen jeweils ihre Vorder- und ihre Rückseite. Köln 1890 ist darauf zu lesen, Hamburg 1894 oder Nürnberg 1896, aber auch Gent 1889 oder Paris 1900 und sogar eine Münze aus Übersee ist dabei: Chicago 1893. Die Qualität der einstigen Mönchshof Biere national und international in Gold und Silber zertifiziert – eine Werbebotschaft der Extraklasse, die bis heute von ihrem Nimbus nichts verloren hat.“