Hans-Dieter Herold ist in Kulmbach bekannt „wie ein bunter Hund“. Er ist examinierter Jurist und ehemaliger Bäckereiunternehmer im gleichnamigen Familienbetrieb, tätig als Rhetoriklehrer und mächtig engagiert in der Tourismusbranche. Zu den Museen im Kulmbacher Mönchshof kam er vor etwa 20 Jahren: „Sigrid Daum und Bernhard Sauermann sprachen mich damals im `Pförtnerhaus` beim Fritz an, das ich zusammen mit meiner Frau Ulla betrieb, und warben mich an als Bäckereisachverständigen zur Verstärkung für das Museumsteam.“
Seit dieser Zeit ist er für die Museen im Mönchshof tätig und vermittelt „geistige und kulinarische Genüsse“ des Kulmbacher Raumes auf vielfältige Weise: „ zuerst habe ich Führungen gehalten im Bayerischen Brauereimuseum, nach Eröffnung des Bayerischen Bäckereimuseums auch dort – da bin ich ganz in meinem Metier – und schließlich kam noch das Gewürzmuseum dazu.“ Die Führungen und diverse „Bierproben“ hält er virtuos auch in englischer, französischer und italienischer Sprache.
Im Museumspädagogischen Zentrum, kurz MUPÄZ, kann man immer wieder Aktionen buchen, die er gekonnt leitet und sein Fachwissen zum Thema Backen gerne an die Teilnehmer weiter gibt. So zum Beispiel „Brot ist Leben“, wo er auf die Bedeutung von Brot als Grundnahrungsmittel hinweist, „Mangel und Überfluss“ mit dem Fokus auf die Welternährung, oder einen „Roggen-Sauerteig-Backkurs“ und ganz aktuell „Brot aus alternativen Getreiden“.
Museumsleiter Bernhard Sauermann beobachtet gerne, dass Hans-Dieter Herold nicht nur bei den Museumsbesuchern mit seiner liebenswerten, verbindlichen Art sehr gut ankommt, sondern auch bei allen Mitarbeitern, für die er immer ein offenes Ohr hat.
Zwar kein gelernter Pädagoge, zeigt er jedoch auch bei den Jüngsten viel pädagogisches Geschick. Mit seinem Kurs „kleiner Bäckermeister“ wendet er sich vor allem an Kinder. Für Kinder arbeitet er auch gerne zu, wenn seine Kolleginnen Annelie Zapf und Sabine Hacker Kindergeburtstage ausrichten. Bei diesen Feiern steht nicht nur eine kleine Führung durch das Bäckereimuseum auf dem Programm, sondern auch ein gemeinsames Brötchenbacken. Hans-Dieter Herold bereitet dafür stets fachkundig und mit großer Leidenschaft den passenden Teig, den dann das Geburtstagskind mit seinen Gästen weiterverarbeitet und in den Backofen schiebt. „Wenn schließlich die fertigen Brötchen beim Geburtstagsschmaus vertilgt werden, leuchten die Kinderaugen“, was ihm immer auf´s Neue eine große Freude ist. Als passionierter „Museumsbäckermeister“ ist er aus seiner Museumsbackstube nach so vielen Jahren nimmermüden Einsatzes kaum mehr wegzudenken.
Lieblingsexponat
Sein Lieblingsexponat ist die berühmte „Sandler´sche Bier-Ausfuhr aus dem Jahre 1831“, die in der Abteilung „Bier in der Werbung“ als althergebrachte Holzschnitzerei ausgestellt ist: „Ich nutze dieses Objekt gerne zum Erklären vieler verschiedener Zusammenhänge der Kulmbacher Braugeschichte. Zunächst erinnert der `Sandlerzug´ an eine beliebte Kulmbacher Traditionsbrauerei. Leider sind heute keine Gebäude mehr vorhanden und auch kein Bier hat überlebt. Alte Kulmbacher erinnern sich noch gerne vor allem an das vorzügliche Sandler´sche-Festbier zur Bierfestzeit.“
Hans-Dieter Herold gerät in Schwärmen: “Der erste Export Kulmbacher Bieres gelang Lorenz Sandler im Jahr 1831 von Kulmbach nach Leipzig mit einem Pferdefuhrwerk, das nachgerade große Berühmtheit erlangen sollte. Ein echter Export – es ging vom Königreich Bayern hinaus ins benachbarte Königreich Sachsen. Dies war seinerzeit ein großes Wagnis, denn der empfindliche Gerstensaft war nicht lange haltbar und musste obendrein ohne entsprechende Kühltechnik transportiert werden. Das Experiment gelang und löste einen Exportboom aus. Froh war man dann doch, dass die Eisenbahn und kurze Zeit später die Kühltechnik den Export im großen Stil erlaubten. Die Inbetriebnahme des Kulmbacher Bahnhofs anno 1846 und der Bau der ´Schiefen Ebene´ bei Neuenmarkt, um den Anstieg nach Sachsen besser zu meistern, waren zwei wesentliche Meilensteine für die prosperierende wirtschaftliche Entwicklung Kulmbachs.“
Wie das Exponat ins Museum kam
Neben Hans-Dieter Herold hat auch Bernhard Sauermann eine ganz besondere Affinität zu der historischen Schnitzerei: „Mütterlicherseits der alteingesessenen Kulmbacher Brauerdynastie Sandler entstammend, entdeckte ich genau dieses Exemplar des Sandlerzuges in den frühen 1990iger Jahren zuallererst im Büro des damaligen Reichelbräu-Direktors Gert Langer in der Lichtenfelser Straße. Es stand dort ziemlich exponiert auf einem Sideboard direkt hinter dem großen Schreibtisch und hat mich seit dem ersten Blickkontakt aufgrund seiner imposanten Größe, seiner handwerklichen Präzision und vor allem seiner Aura, die unweigerlich auf den Betrachter überspringt, nachhaltig fasziniert. Aus meiner Begeisterung machte ich keinen Hehl und die Freude war groß, als Gert Langer mit Eintritt in den Ruhestand dieses fantastische Exponat unserem Museum übereignete. Als 1980 Sandler- durch Reichelbräu übernommen wurde, hatte Langer das Schmuckstück im ehemaligen „Sandlerwirt“, dem einstigen Brauereiausschank von Sandlerbräu in der Fischergasse, beherzt und dankenswerterweise sichergestellt und damit als namhaftes Zeugnis großer Kulmbacher Brauereitradition der Nachwelt erhalten.“
Und der Museumsleiter resümiert weiter: „Aus Pferdefuhrwerken wurden Lastkraftwagen – größer, schneller, effizienter! Das Transportwesen war modern geworden – Zeit wurde zu Geld. Zunehmend wurde auch der Arbeitsalltag in Leistung gemessen, das Leben wurde gestresster. Einmal mehr ist es von daher wichtig geworden, nicht auch noch das Bier seiner Gemütlichkeit zu berauben. Seit jeher steht es für für Bodenständigkeit und Beharrlichkeit. Es steht für Genuss und es steht für Muse, begleitet uns durch´s Leben. `Bier seit Jahrtausenden`, nahezu so alt wie die Geschichte der modernen Menschwerdung schlechthin.“