GESCHICHTE

Der Kulmbacher Mönchshof – zur Geschichte

Inmitten der Genussregion Oberfranken, die 2016 für ihre Arbeit von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands erklärt wurde, haben die drei Spezialmuseen rund um Bier, Brot und Gewürze im Kulmbacher Mönchshof ihre Heimat gefunden.

Bier und Brot sind in Bayern kulturhistorisch betrachtet wesentliche Grundnahrungsmittel. Oberfranken gilt als Genussregion, denn sowohl an Brauereien als auch an Bäckereien gibt es hier die meisten der Welt. Mit den 165 Brauereien, 269 Bäckereien und 77 Konditoreien sowie 516 Metzgereien existiert in dieser Region eine wahre Superlative an Genussvielfalt.

Der Kulmbacher Mönchshof versteht sich dabei als das „museale Schaufenster des Lebensmittelstandorts Kulmbach“ – heute drittgrößte Lebensmittel produzierende Stadt in Bayern – und gilt als das Lebensmittelkulturzentrum im Herzen Oberfrankens. Hier wird die Kulturgeschichte von Bier, Brot, Gewürzen und Fleischwaren auf unverwechselbare Weise eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Prädestiniert für diese Aufgabe ist der Kulmbacher Mönchshof vor allem auch im Hinblick auf seine Geschichte, die bereits seit dem Mittelalter geprägt ist vom gerade auch in unserer Zeit wieder hochaktuellen Thema naturnaher und gesunder Ernährung.

Mönche „legen Grundstein“

Durch eine Vielzahl frommer Stiftungen kam das Zisterzienserkloster Langheim bei Lichtenfels im Kulmbacher Raum zu derart stattlichem Grundbesitz, dass es bereits im 14. Jahrhundert eine Verwaltungsaußenstelle innerhalb der Kulmbacher Stadtmauern errichtete, den „Langheimer Amtshof“. Um die Ernährung der hier tätigen Mönche durch Ackerbau, Vieh- und Fischzucht zu gewährleisten, unterhielt der Amtshof vor den Toren der Stadt, im Bereich der ehemaligen Kuppelwiesen, dem heutigen Ortsteil Blaich, ein ausgedehntes landwirtschaftliches Vorwerk, den in alten Katastern sogenannten „Münchshof“.

1803 – erster privater Besitzer

Im Zuge der Säkularisation wird auch das Kloster Langheim mitsamt seiner Kulmbacher Außenstelle „verweltlicht“. Grundstücks- und Gebäudebesitz wird fortan durch ein markgräfliches Klosteramt verwaltet. Letztlich wird auch der Kulmbacher Mönchshof in diesem Zusammenhang privatisiert, der Weißgerbermeister Andreas Krippner sein erster privater Besitzer.

1846 – Errichtung eines „Mulzhauses“

Erhard Ender erwirbt das Anwesen und installiert im Mönchshof eine kommerzielle Mälzerei.

1864 – Errichtung eines Brauhauses

Der bereits um 1850 in Kulmbach „brauende Bürger“ Simon Hering beantragte 1863  für den Mönchshof die Konzession zum Betrieb einer Bierbrauerei sowie zur Errichtung eines Brauhauses. Ab 1864 fand dann ein gewerblicher Braubetrieb unter dem Firmennamen „Export-Bier-Brauerei Simon Hering“ statt. Bereits seit dieser Zeit exportierte er seine Biere bis nach Amerika.

1884 – Gründung einer Aktiengesellschaft

Heinrich Hering erwarb 1884 das Brauhaus seines Vorgängers Simon Hering, um im großen Stil zu expandieren. Im gleichen Jahr widmete er das bis dahin privat geführte Brauhaus in eine Aktiengesellschaft um, denn der erforderliche Kapitalbedarf für einen derartigen Ausbau der Braustätte war nur auf diesem Wege zu generieren. Dem Gründungskonsortium der Aktiengesellschaft gehörten neben Heinrich Hering auch vier Kaufleute aus Dresden an, die einen Großteil des Kapitals einbrachten. Fortan firmierte die Brauerei unter der Bezeichnung „Kulmbacher-Export-Brauerei-Mönchshof“.

1892 – Mönchshof erhält Gleisanschluss

Bereits 1846 wurde die Stadt Kulmbach ans Eisenbahnnetz angebunden – 1892 bekam die Mönchshof-Bräu ihr eigenes Industriegleis. Verladungen und Zollformalitäten konnten nun direkt in der Brauerei abgewickelt werden. Zusammen mit den zur damaligen Zeit sehr modernen Brauanlagen, dem eigenen Tiefbrunnen und dem exzellenten kalkarmen Fichtelgebirgswasser wuchs der Bierausstoß der Mönchshof-Bräu rasant.

Höchste Auszeichnungen konnten für die Mönchshof-Biere gewonnen werden: 1888 bei der Weltausstellung in Brüssel, 1893 in Chicago, 1894 in Antwerpen, 1896 in Nürnberg, 1897 in Leipzig und 1900 in Paris. Der Aufstieg zur industriellen Großbrauerei war geglückt, zwei Weltkriege konnten unbeschadet überstanden werden – vor allem ein Verdienst der bedeutenden Unternehmerfamilie Meußdoerffer, deren Namen bis heute untrennbar verbunden ist mit der eindrucksvollen Firmengeschichte der Mönchshof-Bräu.

1901 - Aktienmehrheit an Meußdoerffer

Mit dem Erwerb der Aktionsmehrheit an der Mönchshof-Bräu durch die alteingesessene Kulmbacher Handwerkerfamilie Meußdoerffer verlieren die Dresdner Bankiers ihren Einfluss, der Firmensitz wird von Dresden nach Kulmbach verlegt.

1904 – Eröffnung des Mönchshof-Volksgartens

Neben einer bereits florierenden hauseigenen Brauereigaststätte wurde 1904 der ursprünglich beschauliche Dorfwirtsgarten in einen großflächigen Biergarten umgewandelt. Es entstand ein seinerzeit bereits visionärer „Vergnügungspark“  – unter alten Kastanien mit einem Musikpavillon im Zentrum. Ein mit Ruderbooten bestückter Eisweiher mit Schwanenhaus auf einer kleinen Insel lud zu allerlei Kurzweil ein.

1991 – Neukonzeption der Brauereigastronomie

Nach behutsamem Um- und Ausbau des damaligen „Klosterkellers“ und unter Beibehaltung der historischen Infrastruktur konnte 1991 die traditionsreiche Brauerei-Gaststätte  mit großem Erfolg unter dem Namen „Mönchshof-Bräuhaus“ wiedereröffnet werden. Urige fränkische Gastlichkeit geschickt und einfühlsam transportiert in die moderne Zeit.

1994 – Bayerisches Brauereimuseum eröffnet im Mönchshof

Nach vierjähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet im September 1994 das Bayerische Brauereimuseum auf zunächst 450 Quadratmetern seine Pforten. Auf unverwechselbare Weise wird hier die 5.000 jährige Biergeschichte eindrucksvoll in Szene gesetzt.

1997 – Verlegung des Braubetriebs der Mönchshof-Biere

Bereits 1984 an die Reichelbräu verkauft, dampfen die Mönchshof-Sudkessel im November 1997 zum letzten Mal. Der Braubetrieb der Mönchshof-Brauerei in der Blaich wird nach 112 erfolgreichen Betriebsjahren endgültig eingestellt und stillgelegt. Die Traditionsmarke „Mönchshof“ wird fortan in der Kulmbacher Brauerei (vormals Reichelbräu) eingebraut und erfreut sich in reichehaltiger Palette nach wie vor größter Beliebtheit.

2001 – Erweiterung des Brauereimuseums

In den geschichtsträchtigen Räumen der ehemaligen Mönchshof-Bräu wird im Mai 2002 die großzügige Erweiterung des Bayerischen Brauereimuseums gebührend gefeiert. Auf imposanten 3.500 Quadratmetern kulturhistorischer Ausstellungsfläche ist die größte Spezialschau zum Thema Bier und Brauwesen im deutschsprachigen Raum entstanden. Mitte Dezember 2001 braut Museumsbraumeister Robert Boser in der neuen Lehr- und Versuchsbrauerei des Bayerischen Brauereimuseums den ersten Sud Museumsbier. Die Attraktion: ein gläsernes Sudwerk als Weltneuheit – es gibt dem Besucher den faszinierenden Einblick frei ins brodelnde Innenleben der funkel-nagel-neuen Acht-Hektoliter-Brauanlage.

2008 – Bayerisches Bäckereimuseum eröffnet im Mönchshof

Im September 2008 eröffnet Bayerns Ministerpräsident Dr. Günter Beckstein auf rund 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche das Bayerische Bäckereimuseum – neben dem „flüssigen Gold“ gilt das Brot auch heute noch als zweites existentielles Grundnahrungsmittel im Bayerischen Kulturkreis.

2012 – Das MUPÄZ - Museumspädagogisches Zentrum

Um den zunehmenden gesellschaftlichen Bedürfnissen nach museumspädagogischer Grundlagenarbeit auch räumlich zukunftsweisend Rechnung zu tragen, wurde 2012 eines der ersten Museumspädagogischen Zentren Bayerns im Mönchshof installiert, das sich bis heute einer außerordentlich großen Akzeptanz und Beliebtheit bei der Bevölkerung erfreut.

2015 – Deutsches Gewürzmuseum – Museenlandschaft komplett

Mit der Eröffnung des Deutschen Gewürzmuseums  im Oktober 2015 auf ebenfalls 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche findet das „kulturhistorische Schaufenster in den Lebensmittelstandort Kulmbach“ nach 25 Jahren intensiver Aufbauarbeit unter Leitung von Sigrid Daum und Bernhard Sauermann seine Vollendung. Die „Reise in die Welt der Sinne“ lockt interessierte Besucher aus aller Welt seither scharenweise  ins Zentrum der   oberfränkischen Genussregion.