Mit dem Sonderzug mitten ins Herz des Mönchshofs

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Noch vor ein paar Jahren fuhren unter dem Motto „Vom Eisenbahnerhimmel ins Bierparadies“ regelmäßig Dampfzüge vom Deutschen Dampflok-Museum Neuenmarkt in den Kulmbacher Mönchshof, direkt vor die Eingangstüre der dortigen Museumslandschaft. Als fester Bestandteil des alljährlichen Veranstaltungskalenders – immer wieder ein Highlight für die zahlreichen Gäste und auch für die Verantwortlichen.

Heute gibt es die regelmäßigen Museumsbahnfahrten von Neuenmarkt in den „Kulmbacher Bierbahnhof“ nicht mehr, weil in der Region leider kein geeignetes Schienenfahrzeug-Gespann mehr zur Verfügung steht. Zu aufwendig und damit zu teuer der Unterhalt. Ein Grund zudem, warum in Summe der Bestand an fahrtüchtigen historischen Schienenfahrzeugen zusehends immer ausgedünnter wird.

So ist die Freude umso größer, wenn es gelingt, auswärtige Fahrzeuge für eine Stippvisite in den Kulmbacher Mönchshof zu begeistern. Zumal der Unterhalt einer privaten Schieneninfrastruktur in heutiger Zeit nicht gerade ein Zuckerschlecken ist. Viele Auflagen sind zu erfüllen und rechtliche Regularien einzuhalten: technische Instandhaltung und TÜV des Schienenstrangs ebenso wie die Bestellung eines Eisenbahnbetriebsleiters, sowie die Vorhaltung eines örtlichen Bahnhofvorstehers, der für die Sicherheit des Materials und vor allen Dingen der beteiligten Menschen garantiert. Letztlich sind individuell für jedes Fuhrwerk geeignete Ausstiegshilfen zu installieren, um jedweder Verletzungsgefahr vorzubeugen.

„Eine Menge Aufwand, der allerdings jedes Mal mehr als nur belohnt wird durch die Einfahrt der stählernen Ungetüme“, meint geschäftsführender Museumsleiter Bernhard Sauermann, der auch für diese Events im Kulmbacher Mönchshof verantwortlich zeichnet. Und weiter: „Wenn die Schienen surren und knarzen, das Fuhrwerk unter der Umgehungsstraßenbrücke in den Mönchshof einfährt, bekommt der Betrachter einen entfernten Eindruck aus einer längst vergangenen Zeit, als die Mobilität der Moderne das Laufen noch lernte. Immer wieder Gänsehaut pur.“

Aktuell kurbelt Museumsmitarbeiterin Ines Simon-Graf die kulturtouristischen Zugfahrten wieder an. Die gelernte Diplombetriebswirtin, die bereits gut zwei Jahrzehnte in der Touristikbranche tätig ist, leitet seit zwei Jahren die zentrale Buchungsstelle im Kulmbacher Mönchshof und ist begeistert von der Zusammenarbeit mit der „Wisentatalbahn“, die in Kürze erneut mit einem Triebwagengespann in den „Kulmbacher Bierbahnhof“ einfahren wird – diesmal am 17. Dezember zum Blaicher Weihnachtsmarkt: „Nach einem gelungenen Ausflug in den Mönchshof im vergangenen Oktober kommt die Bahn nunmehr nicht nur mit zwei, sondern sogar mit drei Wagen und bringt zahlreiche Gäste aus Schleiz und Umgebung. Mit dabei sein wird auch der Schleizer Bürgermeister Marko Bias. Wir erwarten unsere Gäste gegen 11.00 Uhr. Wenn es dann vielleicht noch ein bisschen schneit, wird das richtig romantisch.“

Die Zusammenarbeit mit dem Wisentatalbahn-Team macht ihr viel Freude und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn Friedemann Schüler, der für den Wisentattalbahn e.V. die Fahrten managt, freut sich mit seinen Gästen riesig auf die neuerliche Fahrt nach Kulmbach und darauf, einen neuen Weihnachtsmarkt entdecken zu können: „Es war ein bewegender Eindruck, als wir am 5.10.2023 als erster Zug seit etlichen Jahren in den Anschluss Mönchshof fuhren, die Mitarbeiter des Museums Spalier standen und unser Ankommen per Video festhielten.“

Auslöser für die Fahrt nach Kulmbach war damals der explizite Wunsch eines Kunden, der seinen Betriebsausflug in den Mönchshof machen wollte. Schüler erinnert sich: „Ich kenne die Strecke zwar recht gut, aber in dieses Anschlussgleis bin ich bis dahin noch nie gefahren. Es durfte bei dieser Fahrt keinesfalls etwas schiefgehen. Alle Beteiligten gaben ihr Bestes und es hat alles geklappt“.

Die Verantwortlichen der Wisentattalbahn waren von dem Aufenthalt so begeistert, dass sie noch am gleichen Abend dem Angebot von Ines Simon-Graf zustimmten, von Schleiz aus eine Fahrt zum Blaicher Weihnachtsmarkt zu organisieren.

Friedemann Schüler: „

Alle Fahrgäste unserer Reise im Oktober haben sich pudelwohl gefühlt und die Kaffeevariationen im Museums-Café sowie das `Kulmbacher Biergeflüster` mit allen Sinnen genossen. Als wir die Fahrt mit unseren drei `Ürdinger Schienenbusen`

mit einem Kontingent von 100 Sitzplätzen bekanntgegeben hatten, waren wir ohne große Werbung in Null-Komma-Nix ausgebucht.“

Mönchshof-Buchungsleiterin Ines Simon-Graf im Oktober beim „Probesitzen“ im Triebwagen des Wisentatalbahn e.V. – Foto: Ralf Neuber
Als erstes Schienenfahrzeug nach Corona besuchte der Schienenbus der Wisentatalbahn im Oktober 2023 den Mönchshof – Highlight mit Gänsehaut und Blick auf die Plassenburg.- Foto: Ralf Neuber

Für die Besucher des Weihnachtsmarktes und dem Tag der offenen Tür besteht bis zur Abfahrt um 17.00 Uhr die Möglichkeit, den Zug zu besichtigen. Ines Simon-Graf ermuntert zum „Probesitzen“ und kann sich eine Fahrt übers Land in den warmen, gemütlichen Aussichtswagen gut vorstellen: „Ich war im Oktober schon Probe gesessen und bin begeistert. Die Sitze haben Federkernpolsterung – wie bei Oma auf dem Sofa. So eine Fahrt bringt auf alle Fälle ein bisschen Entschleunigung in unsere schnelllebige Zeit“.

Sie erhofft sich und dem Mönchshof eine langfristige Zusammenarbeit: „Zum einen die Fahrt für Individualreisende zu fixen Terminen, zum anderen ist das Thema besonders für Betriebs-ausflüge spannend: Unternehmen buchen die Fahrt direkt in den Brauereihof, genießen eines unserer vielfältigen Angebote, wie z.B. das „Kulmbacher Biergeflüster“ mit Bierprobe samt „Fränkischem Gaumenkitzler“ oder ein „Fränkisches Bier- & Bratwursterlebnis“, oder, oder, oder… – danach gemütlich zum Mittagessen ins Mönchshof-Bräuhaus bei einem knusprigem Schäufele und mit dem Zug geht’s schließlich zum Ausgangspunkt zurück. Ideal auch für große Gruppen.“

Dr. Helga Metzel, Geschäftsführerin des Museumsvereins freut sich über die Verstärkung beim Empfang der Gäste: „Sowohl unser Landrat Klaus-Peter Söllner, unser OB Ingo Lehmann als auch die Betriebsleiterin des TuV Kulmbach, Anja Meyer, wollen die Gäste aus Schleiz mit uns begrüßen. Ich werte das als Zeichen des guten Miteinanders auf touristischer Ebene“.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann bedankt sich schon im Voraus im Namen der Stadt bei allen Beteiligten für ihren Einsatz und ihre Hingabe und will zum Empfang des Zuges unbedingt vor Ort sein: „Es ist wunderbar, wenn wir die Begeisterung für unsere schöne Heimatstadt Kulmbach mit Menschen aus nah und fern teilen dürfen. Kulmbach hat zu allen Jahreszeiten viel zu bieten. Im Advent sind Burg, Bratwurst und Bier in Kombination mit der einzigartigen Atmosphäre im Mönchshof ein ganz besonderes Erlebnis.“