Dr. Alexander Philipp im Einsatz in Bengalen
Autorin: Sigrid Daum-Sauermann
Am 3. Adventssonntag ist es wieder soweit, dass die „Blaicher Weihnacht“ im Kulmbacher Mönchshof zu einem erlebnisreichen Aufenthalt einlädt. Neben dem Tag der offenen Tür in den Museen, dem Auftritt des Christkindes auf der Freilichtbühne und dem bunten Markttreiben im Mönchshof-Biergarten sowie im Museumsfoyer, gibt es seit über 30 Jahren eine „Losbude“, bei der die Besucher*innen des Weihnachtsmarktes ihr Glück versuchen können. Der Reinerlös dieser beliebten Attraktion fließt jeweils einer caritativen Einrichtung zu, die mit der Region verbunden ist. Diesmal geht er an die „Kulmbacher Krebs-Selbsthilfegruppe“.
Im vergangenen Jahr wurden die „German Doctors“ mit dem Erlös unterstützt, eine Hilfsorganisation, für die der Kulmbacher HNO-Arzt Dr. Alexander Philipp zur Zeit in Bengalen/Indien im Einsatz ist. Die Region nennt sich Jhargram und liegt ca. 250 km westlich der Millionen-Metropole Kalkutta: „Eine sehr abgeschiedene Gegend, der Weg zur nächsten Gesundheitsstation ist für viele Menschen nicht zu bewältigen. Hier schließen wir German Doctors mit unserer `Rolling Clinic´ die Lücken, hier bilden wir ortsansässige medizinische Hilfskräfte aus.“
Weiter berichtet Dr. Philipp von den Lebensumständen der Bevölkerung : „der spärliche Reisanbau, der hier möglich ist, ist die bedeutendste Einnahmequelle – kleinste Parzellen werden mit der Familie und der ganzen Verwandschaft in Handarbeit bestellt, um die Grundnahrung einzubringen. In den anschließenden Waldgebieten leben die Menschen im und vom Wald. Neuerungen, wie auch die moderne Medizin, sind ihnen nicht geheuer, deshalb haben wir es oft schwer, Behandlungsempfehlungen durchzusetzen.“
Es sind ethnische Minderheiten, die hier am Existenzminimum leben – in der Regel Analphabeten. Dr. Philipp weiß: „Armut bringt Krankheit mit sich, wie z.B. Unter-, bzw. Mangelernährung und Entwicklungsstörungen bei den Kindern. Mangelnde Hygiene und das enge Zusammenleben mit Tieren in erbärmlichen Hütten lassen Infekte entstehen.“
„German Doctors“ – Hilfe, die bleibt
Dr. Alexander Philipp schätzt an der Organisation vor allem die Nachhaltigkeit: „Die `German Doctors` stehen zu dem Grundsatz `HILFE, die bleibt`. Sie organisieren und betreiben in ihren Einsatzländern Asiens und Afrikas medizinische Ambulanzen, die rund um das Jahr mit mindestens zwei Ärzt*innen besetzt sind.“ Viele Einsatzorte befinden sich in den Slumregionen von Großstädten, wo Armut und Bedürftigkeit besonders massiv auftreten. Anders, aber ebenso notwendig, ist die medizinische Versorgung auf dem Land organisiert.
Hier werden die bedürftigen Menschen mit der „Rolling Clinic“ betreut. Ein Ärzteteam fährt zusammen mit einer pharmazeutischen Fachkraft sowie medizinischem Hilfspersonal in medizinisch unterversorgte Regionen und hält dort ambulante Sprechstunden. Schon die Anfahrten sind mitunter abenteuerlich. Die German Doctors bieten eine medizinische Basisversorgung. Die Behandlung und die verabreichten, ausgehändigten Medikamente sind kostenlos. Angefangen von tropen- und parasitären Erkrankungen, über Infekte der Atemwege, Hauterkrankungen durch Hygieneprobleme bis hin zur Begleitung von Schwangerschaften und Kinderkrankheiten, Impfungen, Unter- und Mangelernährung, ist alles vertreten. Aber auch Diabetes, Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen werden immer häufiger. Besonders nachhaltig findet Dr. Philipp, dass auch Menschen vor Ort geschult werden: „Damit sich eine dauerhafte Verbesserung in der medizinischen Versorgung entwickeln kann, werden auch medizinische Hilfskräfte geschult. Das sind vornehmlich Frauen, die in den abgelegenen Ortschaften wohnen und dort dann selbständig helfen können.“ Positiver Nebeneffekt: „ Hierdurch erfahren diese Frauen eine gesteigerte soziale Bedeutung.“
Und obendrein: Wenn das Leben in der jeweiligen Heimat endlich lebenswerter wird, werden sich zukünftig vielleicht etwas weniger Menschen auf die große und gefährliche Reise der Migration begeben.
Außerdem ist für Dr. Philipp wichtig, dass die jeweiligen Projekte stets in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit einheimischen, örtlichen Organisationen/Non-Governmental-Organisations (NGO) geplant und durchgeführt werden, was für beide Seiten ein Gewinn an gegenseitigem Verständnis und auch der Garant für ein erfolgreiches Arbeiten ist.
Dr. Philipp erzählt, was auf die „Doctors“ zukommt, die sich zur Verfügung stellen: „Die GD-Ärzte*innen bleiben für sechs Wochen im Projekt; der Flug zum Einsatzort wird hälftig von GD und dem Einsatzarzt getragen. Unterkunft und Verpflegung sind frei.“ Aber bereits im Vorfeld ist einiges an Engagement gefragt: „Die Einsatzärzte müssen Fortbildungen absolvieren im Präsenz- oder on-line-Modus, es ist Pflichtliteratur zu studieren. Denn die Krankheitsbilder in den Einsatzorten mit ihren spezifischen Ausprägungen sind mit europäischen Maßstäben nicht zu vergleichen.“
Die Einsätze der „German Doctors“ findet er für die Zukunft zunehmend wichtiger, denn: „Die sogenannte 1. Welt krankt an dem, was sie zu viel konsumiert, die armen Länder des sogenannten ‚Globalen Südens‘ leiden an dem, was zu wenig zur Verfügung steht.“ Was ihn immer wieder motiviert, die Zeit zu opfern und die damit verbundenen Strapazen auf sich zu nehmen: „Die Dankbarkeit und Freude der Patient*innen über die medizinische Hilfe ist beispiellos.“ Der großzügige Erwerb von Losen Lose beim letztjährigen Weihnachts-Gewinnspiel am
Mönchshof-Weihnachtsmarkt hat sich von daher auf jeden Fall gelohnt – man hat den Ärmsten der Armen geholfen, gesund zu werden.
Das Museumsteam im Mönchshof arbeitet bereits seit Wochen fleißig an den vielfältigen Vorbereitungen für den diesjährigen Weihnachtsmarkt zusammen mit dem Tag der offenen Tür. Es freut sich im Nachgang noch immer sehr darüber, dass der Erlös des Gewinnspiels vom letzten Jahr mit Alexander Philipp an die German Doctors ging: Eine schöne Weihnachtsbotschaft allemal, die sich da vom Kulmbacher Mönchshof aufgemacht hat in alle Welt, ein starkes Zeichen für Frieden, Hilfe und Verständigung.