Kaufläden und Puppenstuben im Mönchshof

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Der alljährliche Weihnachtsmarkt im Kulmbacher Mönchshof mit dem „Tag der offenen Tür“ in den Museen wirft seine Schatten voraus. Das Museumsteam ist eifrig dabei, eine kleine, aber feine Sonderausstellung „Puppenstuben und Kaufläden“ vorzubereiten.

Traditionell wird in Kulmbach am 3. Adventssonntag der Weihnachtsmarkt in der Blaich besucht wie auch die Museen im Mönchshof zum „Tag der offenen Tür“. Museumsleiter Bernhard Sauermann ist bemüht, den Besuchern immer wieder etwas Neues aus dem Depot zupräsentieren. Im vergangenen Jahr war es eine Ausstellung zu dem Thema „Kulmbacher Marktbuden“, die so gut ankam, dass er es nicht übers Herz brachte, sie zwischenzeitlich wieder abzubauen – noch immer sind sie auf der Gallerie im Museumsfoyer zu besichtigen. Ein Stockwerk tiefer wird deshalb in diesem Jahr eine weitere Ausstellungsecke eingerichtet.

 

Erstaunlich ist, was Sauermann immer wieder an Exponaten für seine Sonderausstellungen aus dem Museumsdepot hervor zaubert. Diesmal hat er sich das Thema „Puppenstuben und Kaufläden“ ausgesucht. Wie er darauf gekommen ist, beschreibt er wie folgt: „Noch immer übt der `Tante Emma-Lade´ eine große Faszination auf uns aus, wenn er auch mehr und mehr von Supermärkten, Drogeriemärkten und Discountern verdrängt wird und aus dem Stadtbild weitgehend verschwunden ist. Im Bayerischen Bäckermuseum sind wir sehr glücklich, ein solches Relikt eines kleinen Einzelhandelsgeschäfts in der Dauerausstellung präsentieren zu können: den Stamm-Laden der Bäckerei Will aus Neuensorg bei Marktleugast. Kaufladen oder Kaufmannsladen nennt man heute nur noch Kinderspielzeug. Unsere Exponate zu diesem Thema, die sonst im Depot schlummern, möchte ich dieses Jahr gerne einmal in den Fokus rücken.“

Adam Neubers Bäckerladen um 1923 - Nachbildung der tatsächlichen Bäckerei Neuber im Spiegel / Kulmbach

Alte Kaufläden sind meist in Form von Puppen-Kaufläden mit Puppen und Warenminiaturen ähnlich den Puppenhäusern oder Puppenküchen ausgeführt. Auch dazu findet sich ein eindrucksvolles Exponat in der Dauerausstellung des Bayerischen Bäckereimuseums. Mit dem Puppen-Bäckerladen, der den ehemaligen elterlichen Bäckerladen in Kulmbach, Spiegel, repräsentiert, hat der Kulmbacher Ralf Neuber als Kind noch gespielt – jetzt erfreut der Miniaturladen die Museumsbesucher auf ihrem Rundgang durch das Bayerische Bäckereimuseum.

Neben Puppenkaufläden mit festem Gehäuse gab es auch freistehende Marktstände in Kindergröße, mit denen Kinder das Einkaufen der Erwachsenen nachspielen konnten. Zwei solcher Exemplare werden in der Sonderausstellung gezeigt. Der eine stammt aus dem Fundus der einstigen Kulmbacher Kunstmühlenbesitzer Fischer und wurde vor zwei Jahren von der Kulmbacher Familie Penning dem Museumsarchiv gestiftet. Den zweiten Kaufladen hat Bernhard Sauermann aus seiner Privatsammlung zur Verfügung gestellt. Dieses Exemplar gehörte vormals dem bereits verstorbenen Stadtsteinacher Metzger Karlheinz Hebentanz.

Der Museumsleiter dazu: „Kaufläden für Kinder waren seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt und wurden ebenso wie Puppenhäuser meist in Handarbeit von Schreinern oder anderen Handwerkern als Einzelstücke für die Kinder von wohlhabenden bürgerlichen Familien hergestellt.“

Die Geschichte der Puppenstuben geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Das älteste bekannte Puppenhaus wurde 1558 für Herzog Albrecht von Bayern gebaut – allerdings nicht als Spielzeug, sondern als kleines Kunstwerk und Schaustück.

Im 17. und 18. Jahrhundert griffen reiche Patrizierfamilien in Nürnberg und Augsburg diese Idee auf und ließen sich ihre Häuser im Kleinformat nachbauen, um ihren Reichtum eindrucksvoll zur Schau stellen.

Im Biedermeier fand das Spielzeug weitere Verbreitung. Vorbild waren die Wohnungen gehobener Bürgerfamilien, die möglichst naturgetreu nachgebildet wurden. Es gab auch einzelne Räume als Puppenstube, vor allem als Salons und Puppenküchen, die mit allerlei Küchengeräten ausgestattet waren.

Bernhard Sauermann erinnert sich: „Früher war es üblich, die Puppenstube zur Bescherung an Heiligabend aufzubauen und sie nach Weihnachten zum Dreikönigstag wieder einzupacken und auf dem Dachboden zu verstauen. Es konnte also nur kurze Zeit damit gespielt werden – so wurde die Puppenstube nachhaltig geschont.“

Längst aus der Mode gekommen, haben diese liebenswerten Zeitzeugen ihre große Faszination noch lange nicht verloren. Wer mag, kann sich zum Tag der offenen Tür am 17. Dez. 2023 in den Museen im Kulmbacher Mönchshof gerne selbst davon überzeugen.

Die Sonderausstellung ist ab dem 3. Advent im Museumsfoyer zu sehen.