30 Jahre Bayerisches Brauereimuseum – Jubiläumsbier
Der diesjährige Internationale Museumstag findet unter dem Motto „Für Museen begeistern“ am Pfingstsonntag, 19. Mai 2024 statt. Die Museen im Mönchshof stellen an diesem Tag das 30-jährige Jubiläum des Bayerischen Brauereimuseums in den Fokus: Es gibt drei kostenfreie Sonderführungen durch das Bayerische Brauereimuseum zum Auftakt der Geburtstagsfeierlichkeiten.
Dreißig Jahre alt ist das Bayerische Brauereimuseum und hat von seiner ursprünglichen Strahlkraft noch nichts eingebüßt. Dr. Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Kulmbacher Mönchshof ist begeistert von der „Schatzkammer der Bierkultur“, sie bewundert immer wieder das zeitgemäße Interieur und die absolut aktuellen Ausstellungsinhalte: „Bei jedem Rundgang und bei jeder Führung entdecke auch ich selbst immer wieder neue Anknüpfungspunkte mit dem Hier und Heute. Mir fällt dabei auf, wie vorausschauend und ins Detail gehend die damaligen `Museumsmacher` Sigrid Daum und Bernhard Sauermann das Museum konzipiert und aufgebaut haben.“
Metzel wünscht sich, dass möglichst viele Teilnehmer diese Möglichkeit der persönlichen Reflexion und Verortung wahrnehmen und sich am Internationalen Museumstag begeistern lassen: „Jeder einzelne wird Exponate entdecken, die mit ihm persönlich und seiner Geschichte zu tun haben.“
Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte
Im September 1994 als didaktische Technikschau auf bescheidenen 450 Quadratmetern Präsentationsfläche feierlich eröffnet, um die Jahrtausendwende erweitert auf imposante 3.500 Quadratmeter kulturhistorische Ausstellungsfläche, führt es seine Gäste gekonnt über sechs eindrucksvolle Abteilungen durch die jahrtausende alte Biergeschichte.
Mehr als eine Million begeisterte Besucher zeugen bis heute von einer rundum gelungenen, zeitlos lebendigen Präsentation.
Das Jubiläum soll einmal mehr den Kulmbacher Mönchshof als Zentrum gelebter, bayerischer Lebensmittelkultur im Herzen der „Genussregion Oberfranken“ durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm noch stärker ins kollektive Bewusstsein rücken.
Als Auftakt zum Reigen der Feierlichkeiten will Dipl.-Braumeister Sebastian Hacker am Internationalen Museumstag mit einem speziellen Jubiläumsbier punkten, das er mit viel Gespür für das Wesentliche termingenau eingebraut hat. Dem Anlass gemäß hat er es an das legendäre dunkle Kulmbacher Export-Bier angelehnt, das vor mehr als 125 Jahren den internationalen Erfolg der großen Kulmbacher Traditions-Brauereien begründete.
Museumsleiter Bernhard Sauermann hat nicht nur vor 30 Jahren das Bayerische Brauereimuseum in führender Position mit aufgebaut, sondern ist auch direkter Nachfahre der einstmals renommierten Kulmbacher Exportbierbrauerei Georg Sandler. Aus akribischen Aufzeichnungen seines Großvaters mütterlicherseits, Dr. Otto Sandler, weiß Sauermann, dass es sich bei dem „Culmbacher Bier“ des 19. Jahrhunderts um eine ausgesprochen dunkle, schwere Sorte handelte mit einer deutlich lieblichen, süßen Geschmacksnote, die seinerzeit ausschließlich den Kulmbacher Export-Bieren zu eigen war und damit deren sagenhaften Ruf begründete.
Daher ist er an einem „Zitat“ der historischen Bierspezialität, mit der seine Vorfahren bereits 1831 in namhafter Größenordnung nach außerhalb Bayerns exportierten, besonders interessiert. Stets legte er großen Wert darauf, dass die Museen im Mönchshof bei aller Pflege der Geschichte und der überlieferten Traditionen lebendig und der Gegenwart zugewendet auftreten: „Museen sind Plätze für Bildung und Forschung, deren Besuch Freude machen soll. Deshalb beleuchten wir mit unseren Museumspädagogischen Bemühungen immer wieder einzelne Aspekte unseres musealen Spektrums und versuchen, diese aktuell weiterzuentwickeln. Insbesondere in unserer Gläsernen Museumsbrauerei forschen wir mit Begeisterung und experimentieren sowohl mit alten Rezepturen als auch mit deren Zutaten. Um die Historie und die Erwartungen des gegenwärtigen Alltags in möglichst optimaler Weise in Einklang zu bringen, hat unser ausgesprochen kreativer Braumeister versucht, dieses legendäre Exportbier möglichst passgenau nachzuempfinden.“
Das Jubiläumsbier wird nach dem offiziellen Anstich ganzjährig in den Verkauf gelangen. Aus diesem Grunde ist Braumeister Hacker einen Kompromiss eingegangen, denn ein schweres und dunkles Bier sucht man sicher bei den zu erwartenden heißen Sommertemperaturen eher weniger nach. Seine ursprüngliche Idee, mit einer historischen Hefe zu arbeiten, fiel deshalb sofort aus dem Rennen: „Zu heikel und mit zu vielen Risiken verbunden. Auch am Wasser kann man nichts ändern, ähnlich wenig am Malz. Heutige Malze haben mit denen von vor 100 Jahren kaum mehr etwas gemeinsam. Somit ist ein historisches Rezept qualitativ wie quantitativ kaum reproduzierbar. Da blieb am Schluss nur der Hopfen übrig, um unter strenger Berücksichtigung des Reinheitsgebotes in die richtige Richtung zu steuern.“
Da die Kulmbacher Brauereien bis 1945 ausschließlich „echten“ Saazer Hopfen verwendet haben, fiel Hacker die Entscheidung nicht schwer, auch dieses Mal auf einen solchen aus dem tschechischen Anbaugebiet zu setzen, „um die Geschichte ein Stück weit in Szene zu bringen.“
Das Jubelbier hat bereits vor dem offiziellen Anstich Liebhaber gefunden – so auch Biersommelier Martin Ständner, der ein ganz persönliches Jubiläum im Mönchshof feiert: Er ist ebenfalls seit 30 Jahren im Bayerischen Brauereimuseum „mit von der Partie“. Er war der erste Mitarbeiter, den Sigrid Daum und Bernhard Sauermann 1994 eingestellt hatten. Er kümmert sich seitdem um den Empfang der Besucher und hält noch heute Bierseminare und Führungen in allen drei Mönchshof-Museen. Sein Chef, Museumsleiter Bernhard Sauermann, weiß sehr zu schätzen, dass er weit „über den Tellerrand hinausschaut“ und in der internationalen Bierszene zuhause ist, wie kaum ein anderer: „Sein umfassendes Verständnis der verschiedenen Aspekte des Bierbrauens ist uns im Museumspädagogischen Betrieb ein großer Gewinn. Virtuos klassifiziert er unterschiedlichste Biersorten, verschiedene Bierstilrichtungen und die Bedeutung von Bier selbst in den ausgefallensten Kulturen und Traditionen. Er ist ein gleichgesinnter und treuer Weggefährte über all die Jahre hinweg.“
Martin Ständner bescheinigt dem Jubelbier, ein nicht alltägliches Festbier zu sein: „Anders als die meisten Festbiere schimmert es nicht goldgelb, sondern mahagonifarben im Glas. Das kräftige Gebräu hat 12,7 Prozent Stammwürze, aber dafür nur einen relativ mäßigen Alkoholwert von 5,2 Prozent, was auf reichlich unvergorenen Malz-Zucker schließen lässt. Allerdings kommt der erste kleine Schluck keineswegs süß herüber, denn der Braumeister zauberte mit ordentlicher Hopfengabe eine wunderbare Malz-Hopfen-Harmonie in den festlichen Sud, wie es nur mit echtem Saazer Hopfen aus Böhmen gelingen kann, der in den
Kulmbacher Brauereien bis zum zweiten Weltkrieg üblich war. Alles in allem ein charaktervolles, süffiges Festbier, das seinen Namen vollauf verdient.“
Dipl.-Braumeister Hacker meint dazu: „Nunc est bibendum“!
Aaus dem Lateinischen „Jetzt lasst uns trinken“ oder wörtlich: „Jetzt gilt’s zu trinken!“.
Termin: Pfingstsonntag, 19. Mai 2024
Am Vormittag zeitversetzt drei Sonderführungen durch das Bayerische Brauereimuseum (Beginn 10 h, 10.30 h und 11.00 h). Die Führungen sind kostenfrei, der Eintritt ist ermäßigt. Und als besonderes Schmankerl wird es zum Ausklang aus gegebenem Anlass gegen Vorlage des Eintrittstickets 0,5 Liter Jubiläumsbier oder ein alkoholfreies Getränk gratis obendrauf geben – und auch eine kleine Brotzeit aus der hauseigenen Museumsbäckerei steht bereit.